Familienglück und Beziehungskrise
… geht das zusammen? Öfter als man denkt! Viele junge Eltern erleben in den ersten Jahren Familienleben, dass die Beziehung zwischen Kind(ern), Arbeit, Haushalt und und und … irgendwann unter die Räder kommt. Statistiker ermitteln immer wieder, dass die Trennungsquote von Paaren mit Kindern im Alter von 0-4 Jahren am höchsten ist. Doch woran liegt das? Viele Paare in der Paarberatung berichten: Die Partnerschaft war doch eben noch stabil, freudvoll, voller Leben. Man hat geredet, der Sex war gut. Eben deshalb hat man sich doch für die Gründung einer Familie entschieden. Und nun?
Auslöser für Beziehungskrisen junger Eltern
Tatsächlich durchleben die meisten jungen Eltern in den ersten Jahren eine heftige Beziehungskrise. Dies hängt einerseits mit den Belastungen und Anforderungen zusammen, die so ein Familienalltag mit sich bringt, andererseits aber auch mit den gegenseitigen Erwartungen, die sich in diesem Zusammenhang wie von selbst entwickeln. Viele Eltern berichten, dass sie sich angesichts der sich auftürmenden Aufgaben rund ums Kind, um den Haushalt und die Arbeit überfordert und überlastet fühlen und sich mehr Unterstützung vom Partner/ von der Partnerin wünschen. Doch der/die steckt ja meistens in derselben Situation. Streitigkeiten nehmen zu, werden vielleicht häufiger. Heftiger. Gleichzeitig gibt es weniger Zeit oder das Bedürfnis nach Nähe Zärtlichkeit und Sex. Der Abstand, den man zum Partner wahrnimmt, wird größer. Irgendwann werden dann die Hürden, größer, sich gegenseitig zuzuhören und Interesse an der anderen Perspektive zu empfinden, man spricht weniger oder weniger konstruktiv miteinander und die Frustration steigt weiter. Aus diesem Teufelskreis herauszukommen erscheint manchmal unmöglich, doch das täuscht. Wir haben an dieser Stelle einmal einige hilfreiche Punkte zusammengetragen, die dabei helfen können, nicht unter die Räder des Familienalltags zu geraten.
Was helfen kann …
- Nehmen Sie alle Unterstützung an die Sie bekommen können. Gerade die kleinen Entlastungen aus dem Familien- oder Freundeskreis werden allzu gern ausgeschlagen, denn… das schafft man doch, man will niemandem zur Last fallen. Aber sich die kleinen Auszeiten, wenn sie einem schon einmal über den Weg laufen auch zu nutzen… ist ein wichtiger Anfang.
- Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Beziehung. Glückliche Paare sind die besten Eltern? Ja, ja wenn das so einfach wäre…Aber häufig erkennen wir zu spät, dass wir uns die Zeiten, die wir früher ganz selbstverständlich einfach HATTEN… jetzt einplanen und notfalls auch gegen den vollen Geschirrspüler und die Handtücher auf dem Badezimmerboden verteidigen müssen. Vielleicht ist die Stunde miteinander reden (oder…,…) doch wichtiger. Und schöner.
- Schrauben Sie eventuell im Allgemeinen Ihre Messlatte hinsichtlich Ordnung, Aufgeräumtheit und der Vorzeigbarkeit von Wohnung, Auto, Garten, … hinunter. Und zwar deutlich, solange die Kinder noch klein sind. Wir wissen, wie schwer sich viele Paare damit tun, aber es macht so viele Ressourcen frei, die einfach besser genutzt werden können als Böden zu saugen, auf die nachher wieder gekrümelt wird. Ein Paar hat am Ende der Beratung einmal gesagt: „und wenn wir heute in einer superaufgeräumten Wohnung von anderen Eltern sitzen, dann denken wir immer: Ah, wieder welche, die es noch nicht verstanden haben.“
- Versuchen Sie, nicht allzu sehr an Plänen festzuhalten. Verstehen Sie Pläne als Gedankenspiele, die man, wenn alles perfekt laufen sollte, genau so durchführen kann, falls das dann noch alle wollen. Oder die sie aber ändern, anpassen oder völlig über den Haufen werfen, wenn sich etwas anders entwickelt als geplant.
- Vergessen Sie nicht, dass ein gelingendes Familienleben Teamarbeit ist. Teams brauchen aber Abstimmung. Verständnis für die Bedürfnisse und (Un)Fähigkeiten der Einzelnen. Dazu sollten vor allem die Eltern miteinander im Gespräch bleiben, auch wenn die Themen manchmal zäh sind und immer wieder kommen.
- Suchen Sie sich Unterstützung, wenn Sie das Gefühl haben, es läuft nicht mehr rund und lässt sich auch nicht so einfach ändern. Eine Paarberatung kann helfen, eingefahrene Muster aufzulösen, gemeinsam aus Krisen herauszuwachsen oder überhaupt wieder zueinanderzufinden. Sie müssen dazu auch nicht abwarten, bis Sie keinen anderen Ausweg mehr sehen, denn die besten Chancen hat eine Paartherapie dann, wenn noch nicht alles im Argen liegt und noch genügend Basis für einen konstruktiven Austausch übrig ist.
Wenn nichts mehr hilft …
Doch manchmal kann sich auch dann, wenn man alles versucht hat, irgendwann die Frage stellen: Sollten wir, auch wenn wir miteinander nicht mehr glücklich sind, zusammen bleiben wegen der Kinder? Sollten wir dieses Leben gemeinsam weiterführen, auch wenn wir uns auseinandergelebt haben? Diese Frage tut weh und ist sehr schwer zu beantworten. Die tragfähigsten Entscheidungen entstehen auch hier im Austausch. Es ist manchmal einfacher loszulassen, wenn man das Gefühl hat, man hat gemeinsam alles getan und entscheidet sich doch für das Ende. Auch für diese Schritte und die Auseinandersetzung mit dem Ausweg Trennung entscheiden sich viele Menschen dafür, eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Hier können Sie in Ruhe und in einem geschützten Rahmen sorgfältig abwägen, Übergangslösungen diskutieren, nach Wegen suchen und auf dieser Grundlage die für Ihre Familie beste Entscheidung treffen.