Auf Lebenskrise folgt die Beziehungskrise – Paare nach schweren Belastungen

In diesem Post soll es um ein oft vernachlässigtes Thema gehen, das uns immer wieder in der systemischen Beratung, insbesondere in der Paartherapie begegnet: Die Beziehungskrise nach schweren Belastungen. Oftmals herrscht nach überstandener Not das große Bedürfnis, nun müsse doch alles gut werden. Doch schon bald stellt sich Ernüchterung ein – es ist eben nicht alles gut, nur weil die Belastung vorüber ist. Die eigentliche Arbeit aus der Krise fängt jetzt erst an. Mit ihr aber auch die Chance aus der Krise zu lernen und mit ihr (zusammen) zu wachsen.

Entwicklung der Beziehungskrise

In der Partnerschaft stehen wir beständig vor immer neuen Herausforderungen. Manche bedrohen uns so existentiell und sind so langanhaltend, dass wir nicht mehr wissen, ob wir sie jemals durchstehen werden. So können beispielsweise eine schwere Krankheit eines Partners oder Kindes, Pflege eines Angehörigen, finanzielle Notsituationen oder aber auch eine Affäre des Partners als solche Katastrophen auftreten.

Wenn diese Bedrohungen länger anhalten unterdrücken sie die gesunde Kommunikation des Paares. Geredet wird mit der Zeit nur über das eine Thema. So geht es nur noch um die aktuellen finanziellen Ausgaben, oder den momentanen Gesundheitszustand eines Angehörigen. Andere Probleme, Nöte und Sorgen werden nun umschifft. Für sie ist kein Platz mehr, oftmals aus dem Glauben, dies könnte die Beziehung nicht auch noch vertragen.

Wenn es endlich überstanden ist

Ist die Belastung überstanden herrscht oft die unterschwellige Überzeugung, es werde sich dann alles wie von selbst zum Guten wenden – die anderen Probleme seien nur dem Stress geschuldet, oder werden vor dem erfahrenen Glück und der Erleichterung in den Hintergrund treten.

Oft ist jedoch das Gegenteil der Fall. Die gegenseitigen Verletzungen sind über die Zeit verhärtet statt geklärt. Die Bedürfnisse beider Partner sind über lange Zeit im Hintergrund geblieben und verlangen nun nach Aufmerksamkeit.

Beziehungskrise nach überstandener Lebenskrise: Erwartung vs. Realität
Auf Lebenskrise folgt die Beziehungskrise – Schematische Darstellung der Auswirkungen von Lebenskrisen auf die Partnerschaft.

Hinzu kommen die veschiedenen Bewältigungsstrategien des Paares, die oftmals als inkompatibel erscheinen. So mag beispielsweise der Mann in seiner Suche nach Stabilität, vermehrt Initiative im Job zeigen, während die Frau nun besonders Wert darauf legt, dass gemeinsame Familienzeit stattfindet und die Familie sich mehr auf sich selbst konzentriert. Andersherum ist es nicht selten, dass sie sich bemüht ein geregeltes Berufs- und Familienleben aufzubauen und feste Rituale für Kind und Familie zu etablieren. Während er versucht Stabilität herzustellen, indem er sich unabhängig macht von den Zwängen des Alltags und versucht mit der Familie aus dem Alltag auszubrechen, um sich ganz auf die Familie zu konzentrieren.

Grundlegend ist aber, und dies wird in der Hitze der Auseinandersetzung oft übersehen, allen Fällen ein gemeinsam empfundenes Bedürfnis nach Stabilität und Normalität. In der Umsetzung unterscheiden sich beide Partner aber so grundlegend, dass für sie das Gefühl entsteht, sie würden gegeneinander arbeiten. („Ich möchte wohl gern. Aber so wie Du bist geht es ja nicht!“)

Was hilft und Wie eine systemische Paartherapie von nutzen sein kann

Wie so oft geht es darum die Kommunikation wieder in Gang zu bringen und die beidseitigen Erwartungen zu prüfen und sich in der jeweiligen Andersartigkeit neu kennenzulernen. Zunächst einmal hilft es bereits sich bewusst zu werden, dass die Wünsche und Erwartungen nicht unbedingt zur Realität passen. Sprechen Sie miteinander über ihre Ideen die Situation in den Griff zu bekommen. Ein besonders effektives Mittel kann hierbei das Zwiegespräch sein, bei dem immer abwechselnd einer der Partner eine vorher festgelegte Zeit seine Gedanken äußern darf, ohne Unterbrochen zu werden.

Paartherapie nach Lebenskrisen

Unser Ziel in der systemischen Beratung von Paaren und Familien nach Beziehungskrisen ist die bestehenden Gemeinsamkeiten wieder herauszuarbeiten: In der Regel sind beide Partner schließlich an Stabilität und einer glücklichen Beziehung interessiert.

Hierzu kommen Methoden zum Einsatz, die uns Erlauben einen Schritt zurück zu tun und die Dinge von Außen zu betrachten, um im nächsten Schritt die Perspektiven des anderen einnehmen zu können. Gern arbeiten wir hierfür mit dem Systembrett (o.a. Familienbrett), oder anderen Möglichkeiten der Aufstellung im Raum.

Laut unserer Klienten ist hierfür ein Feedback eines Therapeutenteams als Reflecting Team von besonderer Wirkung indem es die Perspektive des Außen in den Fokus nimmt und einen neuen Blick auf die Dinge eröffnet.

Mit diesem tieferen Verständnis der Innenwelt des Anderen können die Beteiligten besser miteinander umgehen und dem Anderen das geben was wirklich hilfreich ist.

Des weiteren machen wir die aktuellen Bedürfnislage (auch Beziehungskonten genannt) unserer Klienten sichtbar und helfen Ihnen Wege zu finden zu beidseitigen Zufriedenheit zu kommen.

So gelingt es Paaren die zu uns kommen eine Krise nicht (nur) als Katastrophe wahrzunehmen, sondern als Auslöser zu sehen ihre Beziehung zueinander zu verändern, zu vertiefen und zu erneuern und gestärkt aus dieser Phase hervorzutreten.